
Geschichte der Litzelstetter Purrengeister
Wir waren anders als die übrigen Bewohner von Litzelstetten: hinterhältig, böse und gemein, eine verschworene Gemeinschaft von Freunden, die sich durch nichts spalten liess. Die Dorfbewohner fürchteten uns, hatten nicht den Mut, sich uns in den Weg zu stellen. Das änderte sich als Litzelstetten am 01.12.1971 in die Stadt Konstanz eingegliedert wurde. Die Menschen, die in Litzelstetten lebten, wurden nach der Eingliederung immer mutiger und bestimmter, weil sie jetzt nicht mehr auf sich allein gestellt waren, sondern die Stärke der Stadt Konstanz hinter sich wussten. So kam es dazu, dass wir, diejenigen, die nichts Gutes im Sinn hatten, nicht mehr länger von ihnen gefürchtet und daher geduldet wurden, sondern sie verabscheuten uns nur noch.
Es dauerte nicht lange, bis die Bewohner von Litzelstetten uns wegsperren ließen. Da man das idyllische Dorf nicht verunstalten wollte, wurden wir, die Verbrecher des Dorfes, auf den höchsten Berg, den sogenannten „Purren“, verbannt.
Sie legten uns in schwere Eisenketten, transportierten uns auf den Gipfel des Purren und sperrten uns dort hinter Gitter.
Anfangs bekamen wir noch die Reste zu essen, welche die Dorfbewohner übrigliessen und die zu schlecht waren, um sie an ihr Vieh im Stall zu verfüttern. Die Zeit verging, und im Laufe der Jahre gerieten wir in Vergessenheit. Anfangs konnten wir uns noch von Gräsern, Moos, Würmern, und anderen Krabbeltieren ernähren. Wir assen alles, was wir in unserem Gefängnis fanden, tranken schales Regenwasser und saugten durstig die letzte Feuchtigkeit aus modriger Erde.
Aber es half alles nichts, einer nach dem anderen erlitten wir den dramatischen Tod durch Verhungern oder Verdursten. Wir siechten dahin, bis schließlich niemand mehr von uns übrig war.
Heute, über 50 Jahre nachdem wir auf den Purren verbannt wurden, kommen wir daher als die Geister von Litzelstetten zurück und nehmen Rache. Jedes Jahr vom 6. Januar bis zum Aschermittwoch steigen wir aus der kühlen Erde des Purren hervor, wenn die Sonne versinkt und der Mond den Purren in sein fahles Licht tränkt. Wir machen uns auf den Weg hinab nach Litzelstetten. Die Bewohner hören unsere Schritte in der Dunkelheit, spüren unsere kalten Berührungen, sehen unsere geisterhaften Fratzen und unsere schemenhaften Gestalten, die sich mit unstillbarer Gier nach Vergeltung sehnen.
Wir kehren zurück, sind jetzt eure Meister; fürchtet sie alle, die PURRENGEISTER
